Bitten Stetter
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- Universität Bern
Graduate School of the Arts and Humanities (GSAH)
Doktoratsprogramm Studies in the Arts (SINTA)
Bitten Stetter
Muesmattstrasse 45
3012 Bern
Bitten Stetter
Bitten Stetter ist diplomierte Modedesignerin und arbeitet seit 1999 als selbständige Designerin. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht die Analyse von gesellschaftlichem Wandel. Ihre Arbeiten leben von der kritischen Auseinandersetzung mit Alltagskulturen und Lebenstilen. Als selbständige Designerin und Trendexpertin kooperiert sie mit verschiedenen Museen und Unternehmen. Für das Museum für Kommunikation Berlin kuratierte sie die Ausstellung fashion talks, eine Wanderausstellung, die im Museum für Kommunikation Frankfurt, Nixdorf Museum Paderborn und im Gewerbemuseum Winterthur stationierte. Sie publizierte in verschiedenen Zukunftsmagazinen und Büchern rund um Themen wie Mode, Körper, Lebensstil und Wandel. Seit 2005 ist sie in der akademischen Lehre in Deutschland und der Schweiz tätig. Sie ist Professorin für Trends & Identity, doziert seit 2009 im gleichnamigen Bachelor und leitet seit 2008 das Masterprogramm Trends & Identity im Master of Arts in Design an der Zürcher Hochschule der Künste. Seit 2012 ist sie Mitglied des Institutes für Designforschung und leitet seit 2014 die Forschung innerhalb der Fachrichtung. Seit der Sterbebegleitung ihrer Mutter (2011-2015) befasst sich Stetter in div. Vorträgen und Publikationen mit Sterben, Tod, Trauer im Zeitalter des demografischen und digitalen Wandels untersucht mit designethnografischen Methoden Dingwelten und Lebensstile am Lebensende um Care Design-Produkte und -Strategien zu entwickeln. Sie absolvierte Weiterbildungen in Palliative Care und hospitierte 2018/19 beim Zentrum für Palliative Care, Waid Spital Zürich, und bei der Organisation PalliViva.
Betreuungspersonen
Prof. Dr. Heinzpeter Znoj, Universität Bern, Institut für Sozialanthropologie
Prof. Dr. Minou Afzali, Hochschule der Künste Bern HKB, Institute of Design Research
Titel des Promotionsvorhabens
STERBEDINGE - Assemblagen. Güter. Transmitter.
Eine angewandte design-anthropologische Untersuchung der gegenwärtigen Sterbe- und Konsumkultur.
Sterbedinge sind eingebunden in lebensweltliche Praktiken und kommunikative Interaktionen. Sie beschränken oder erweitern Handlungsräume, spenden Trost und schaffen Struktur, Orientierung oder Desorientierung. Sie können Sinn stiften oder vernichten und Teil von ritualisierten Handlungen sein. Ihre Funktionalität kann Autonomie fördern oder verhindern. Ihr standardisiertes und disziplinierendes Design kann Identität stiften oder negieren und Menschen inkludieren oder exkludieren. Ihre Realisierung ist nicht „Gott gegeben“, sondern wird von Menschenhand in einer bestimmten Zeit unter technologischen, gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Gegebenheiten und damit einhergehenden Wertevorstellungen erdacht, entwickelt, produziert – kurz: designt.
Die angewandte Dissertation untersucht Gestaltungsräume am Lebensende und verbindet theoretische Ansätze der Anthropologie der materialen Kultur mit Gestaltungsstrategien, Designtheorien und Thanatologie. Unter Aspekten des material und postmodern turn und im Hinblick auf value change, demographical change, holistic health und self-care sollen mit designanthropologischer und -ethnografischer Forschungsansätzen lebensweltliche Praktiken, kommunikative Interaktionen, symbolische Bedeutungen und Formen der Sozialität in gegenwärtigen Sterbewelten erforscht werden. Dabei wird davon ausgegangen, dass wir uns in der Phase des «Re-inventing death for the twenty-first century» (Design Council 2018) befinden und das Nachhaltigkeitsimperative, digitaler Wandel sowie Gesundheitspolitiken unser Verhältnis zum Tod verändern. Wie sich dieser «New Death» manifestiert, soll an lebensweltlich designten «Sterbedingen» untersucht werden. Das Interesse gilt einer neuen Sichtbarkeit des Sterbens und den Sterbedingen, die in Sterbesituationen unab-ding-bar sind und an denen sich gegenwärtige Werte- und Moralvorstellungen eines "guten Sterbens“ zeigen.
Im Zentrum stehen die multi-sited bzw. multi-scape ethnography (vgl. Marcus 2011, Clarke 2012) sowie sowie die phänomenologisch-interaktionistische Objektforschung, um die Sterbedinge in ihren konkreten Lebenswelten in den Blick zu nehmen. Gewählt werden explorative Zugänge, die latentes und unbekanntes Wissen hervorbringen. Dabei wird eine starke Methoden- und Theorieoffenheit im Hinblick auf die Sterbesettings und eine «nachhaltige Theorie materieller Kultur» (Hahn 2017) angestrebt. Das gewonnene Wissen soll sich in End-of-Life-Produkte objektivieren, die zukünftig innerhalb und ausserhalb von medizinischen Sterbe- und Pflegewelten agieren.
Literatur:
Clarke, A. (2012): Situationsanalyse. Grounded Theory nach dem Postmodern Turn, Wiesbaden: Springer VS.
Design Council (2018): Reinventing death for the twenty-first century. https://www.designcouncil.org.uk/newsopinion/reinventing-death-twenty-first-century-0. Abgerufen 7.10.2018.
Hahn, H. P. (2017) Fragwürdige Episteme der Materialität Warum Theorien materieller Kultur die Komplexität der Dingwelt unterschätzen. In: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde. Neue Serie Band LXXI, Gesamtserie Band 120, Heft 3+4. Wien: Österreichisches Museum für Volkskunde.
Marcus, G. E. (2011): Multi-sited Ethnography: Five or Six Things I know About iIt Now, in: Simon Coleman, Pauline von Hellermann (Hg.): Multi-Sited Ehnography. Problems and Possibilities in the Translocation of Research Methods. New York: Taylor & Francis, 16-32.
Forschungsschwerpunkte
Sterbesettings, Materielle Kultur, Soziologie der Dinge, Palliative Care, angewandte (design-)anthropologische Untersuchung, (Design-)Ethnografie, Angehörigenforschung, Sterbe- und Konsumkultur